Erfahrungen beim Obstbaumschnitt

Was ist
das hier?

Diese Seite enthält meine eigenen (bescheidenen) Erfahrungen in der Obstbaumpflege. Sie dienen hauptsächlich zur eigenen Erinnerung.

Allgemeines

Man unterschiedet Erziehungsschnitt (0-10 Jahre), Erhaltungsschnitt (Ausschneiden/Lichten, ab 10 Jahre jedes Jahr) und Verjüngungsschnitt bei alten Bäumen, die nicht mehr treiben. Näheres dazu unten in den einzelnen Abteilungen.

Allgemein wächst ein Obstbaum wie folgt: Ein Trieb entsteht dort, wo Licht hinfällt und bevorzugt an Schnittstellen und je stärker desto höher die Treibstelle ist; oft gehen neue Triebe steil nach oben; sind es viele senkrechte Triebe nach einem starken Beschnitt, spricht man auch von Wassertrieben.
Im ersten Jahr (der Ausbildung des Triebs selber) und zweiten Jahr hat der Trieb nur Blattknospen (kleiner and flach auf der Rinde liegend; BLattholz); erst im dritten Jahr entwickeln sich Fruchtknospen (größer und auf kleinen Fortsätzen stehend), aus denen Blüten und Früchte entstehen (Fruchtholz). Steile Triebe senken sich mit der Zeit durch das Gewicht der Früchte oder können auch heruntergebunden oder mit Steinen beschwert werden, so dass sie flacher werden.
Mit der Zeit (4-6 Jahre) wird das Fruchtholz alt und bringt keine guten Früchte mehr; deshalb ist es wichtig, dass der Baum immer wieder zum neuen Treiben angeregt wird (Verjüngungsschnitt), weil nur dann junges Fruchtholz nachwächst. Abgeschattetes Fruchtholz trägt ebenfalls nicht gut und nimmt dem Baum nur unnötige Kraft, die er für junge Triebe besser einsetzten könnte. Ein ungeschnittener Baum (zu dicht, zu alt) trägt somit irgendwann gar keine oder nur noch minderwertige Früchte.

Schneiden

Geschnitten wird immer so nahe am Stamm wie möglich, um ein Austreiben an der Schnittstelle zu unterbinden. Nur in Ausnahmefällen (siehe Erziehungsschnitt) mitten im Ast schneiden; dann aber immer knapp oberhalb einer Blattknospe, aus der der neue Trieb sprießen soll (Richtung beachten!). Keine kurzen Stücke ohne Knospen am Ende stehen lassen; diese sterben ab und werden oft von Pilzen befallen.

Die Schnittflächen nicht mit Wachs o.ä. verschmieren, weil sich darunter Pilze ansiedeln. Durch Sägen ausgefranzte Wundränder mit einem scharfen Messer glattschneiden (Fördert die Wundheilung).

Zum Schneiden verwendet man:
- eine zweischneidige scharfe Gartenschere
- eine Baumsäge
Alle Schneidflächen regelmäßig mit Spiritus reinigen.

Prinzipiell kann das ganze Jahr geschnitten werden. Leichter ist es im Frühjahr, weil dann noch keine Blätter die Sicht behindern. Im Winter heilen Schnittstellen langsamer; im Sommer werden Schnittstelle leichter von Schädlingen befallen. Eine gute Zeit ist somit der März.

Erziehungsschnitt

In den ersten Jahren nach dem Einsetzen entscheidet der richtige Schnitt über die spätere Form des Baums, vor allem der Aufbau der Krone. Je nach Art sollen sich Obstbäume in unterschiedlicher Höhe verzweigen: hochstämmige in etwa 1,8m, mittelstämmige in etwa 1,4m und spindelförmige am Boden (Fruchtbüsche). Die Verzweigungsstelle bleibt immer in der gleichen Höhe! Die Gesamthöhe eines Baums ist genetisch festgelegt: ein hochstämmiger Zwetschgenbaum wird immer versuchen 10m groß zu werden, auch wenn man ihn oben ständig beschneidet. Insofern sollte man an Stellen, wo der Raum begrenzt ist, keine hochstämmigen Bäume pflanzen.

Um eine symmetrische, pyramidenförmige Krone zu erhalten, sollten an der ersten Verzweigungsstelle drei (max. 4) Leitäste gleichmäßig und relativ flach in drei Richtungen abgehen. Zusätzliche Äste in der Verzweigung entfernen oder nur für begrenzte Zeit als Blattträger (Energielieferanten) zulassen. Der Stamm sollte möglichst senkrecht bleiben und kann ev. mit einem Bambusstab und zwei Gummibändern begradigt werden.

Jährliches Schneiden:
Die Leitäste bei ungefähr einem Drittel des letztjährigen Triebs knapp oberhalb einer nach außen schauenden Blattknospe schneiden (so dass der neue Trieb flach nach außen geht).

Den Stamm nur schneiden, wenn er krumm wird; dann auch etwa ein Drittel des letztjährigen Triebs entfernen und knapp oberhalb einer Blattknospe schneiden, die in die gewünschte Richtung schaut.
Wichtig: das Stammende sollte im Niveau etwa zwei handbreit oberhalb der Enden der Leitäste liegen, weil der oberste Trieb am stärksten treibt.
Senkrechte Triebe aus den Leitästen entfernen; desgleichen 'Paralleltriebe', die aus dem Stamm senkrecht nach oben streben.

Frostrisse entstehen durch den großen Temperaturunterschied von Sonnenschein und Nachfrost im Spätwinter. Zum Schutz vor Frostrissen kann man den jungen Baum in eine Bastmatte einwickeln. Oder auch nur mit einem Brett im Spätwinter beschatten.

Erhaltungsschnitt

Der Erhaltungsschnitt dient dazu, den Baum lichter zu machen und altes oder abgeschattetes Fruchtholz zu entfernen. Außerdem sollte die Krone wieder in Form gebracht werden, wenn sie sich nach einer Seite (oft nach Süden) ausweitet.

Grundregel: lieber jedes Jahr weniger schneiden, als alle fünf Jahre zuviel.
Nach einem starken Beschnitt treibt der Baum im nächsten Jahr sehr stark aus, weil Licht an Schnittstellen gelangt, die vorher beschattet waren. Dann unbedingt im nächsten Jahr nachschneiden, Wassertriebe ev. noch im Sommer, wenn sie noch nicht verholzt sind, ausreissen.

Am besten immer ganze Äste bis zum Stamm entfernen; Wassertriebe abschneiden. Altes Fruchtholz (knorrig) und Fruchtholz im unteren Bereich, wo kein Licht mehr hinkommt, am Stamm abschneiden. Die Krone so auslichten, dass Äste sich nicht behindern ('einen Hut durchwerfen'). Der Stamm und die Leitäste müssen erhalten bleiben! Wenn einer davon entfernt werden muss (wegen Bruch oder Schädlingsbefall), sollte ein neuer Leitast in dieser Richtung gezogen werden.

Vor dem Beschnitt (oben) und nach dem Beschnitt (unten)

Verjüngungsschnitt

Ein Verjüngungsschnitt ist notwendig, wenn ein alter Baum trotz Erhaltungsschnitt nicht mehr genügend treibt: das Fruchtholz wird immer älter (weil es nicht mehr ersetzt wird) und trägt immer schlechter.
Man schneidet relativ radikal alles weg außer dem Stamm, den Leitästen und deren wichtigster Verweigungen, so dass die Pyramide der Krone als Gerüt noch da ist. Im Jahr des Verjüngungsschnitts trägt der Baum nicht; Wassertriebe noch im Sommer ausreissen; im folgenden Jahr sorgfätig nachschneiden.

Probleme

Ameisen: sind keine Schädlinge, siedeln aber Blattläse an, die ev. die Fruchtknospen schon beim Aufgehen so zerstören, dass keine Blüten entstehen und somit auch keine Früchte. Abhilfe: noch bevor die Knospen austreiben, eine Ameisensperre um den Stamm legen. Diese nach zwei Monaten an anderer Stelle erneuern.

Feuerbrand: schwarze Verfärbung ganzer Äste innerhalb kurzer Zeit (Wochen). Abhilfe: nur bedingt durch radikales Auschneiden der befallenen Teile bis weit unter die verfärbten Stellen. Abschnitt verbrennen, auf keinen Fall verkompostieren oder in den Biomüll! Ev. erholt sich danach der Baum wieder.

Blattläuse kann man mit in Spritus aufgelöster Kernseife besprühen: 100g Kernseife und 150ml Spiritus in zwei Litern Wasser.

Copyright 2009 Florian Schiel

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